Die Abenteuer des Prinzen Achmed
Informationen zur Restaurierung des Films
Das Deutsche Filmmuseum, das die größte Sammlung von Lotte Reiniger-Filmen besitzt, ehrte die Künstlerin zum 100. Geburtstag im Jahre 1999 mit der Restaurierung ihres bekanntesten Films "Die Abenteuer des Prinzen Achmed".
Vom "Prinzen Achmed" ist keine deutsche Originalfassung und kein (Kamera-)Negativ erhalten. Das älteste bekannte Material befindet sich im National Film and Television Archive (NFTVA) des British Film Institute: ein viragiertes Nitrozellulose-Positiv auf Agfa-Film mit eingeschnittenen englischen Zwischentiteln auf Kodak- und Pathé-Material der Jahre 1925-1927. Es handelt sich um keine Vorführkopie, eher eine Grundlage zum Ziehen weiterer Kopien mit eingefügten handschriftlichen Angaben zur Einfärbung auf Blankfilm. Zur Sicherung dieses vermutlich aus der ersten Generation (also vom Kamera-Negativ) stammenden Positivs fertigte das NFTVA drei Dup-Negative an (1949, 1955 und 1969). Alle Sicherungsstücke liegen in schwarz-weiß vor und weisen zum Teil unterschiedliche Längen auf. Die schwarz-weißen Dup-Sicherungsnegative fanden als Ausgangsmaterial bei allen späteren Kopierarbeiten Verwendung, z.B. für die 16mm-Fassung von 1989.
Erstmalig bei diesem Restaurierungsprojekt wurde die viragierte Nitro-Kopie als Ausgangsmaterial verwendet. Bei einer Sichtung im National Film and TV Archive, Berkhamsted, erwies sich das viragierte Nitro-Positiv als optimale Grundlage einer neuen Restaurierung. Der technische Zustand der Kopie ist gut, die Perforation weitgehend unbeschädigt. Lediglich leichte Stockflecken und durch das früher übliche Polieren entstandene Kratzer sowie dadurch in die Emulsion des Filmmaterials eingedrungene Schmutzpartikel sind als irreversible Schäden festzustellen. Die Farben Amber, Red, Blue, Green, Yellow und eine weitere für die Eröffnungstitel, Straw, präsentieren sich in einem hervorragenden Zustand. Für die Restaurierung existierte kein Farbplan, an dem die Festlegung der Farbigkeit in den einzelnen Sequenzen abzulesen wäre. Erst mit den wieder entdeckten handschriftlichen Angaben auf dem Nitro-Print konnte die Einfärbung in einer der Originalkopie entsprechenden Weise erfolgen. Für die Zwischentitel wurde die vorliegende Zensurkarte aus dem Bundesarchiv-Filmarchiv verwendet. Die bisherigen Kopien wiesen keine Originaltitel in deutscher Sprache auf, sondern hatten aus der englischen Fassung rückübersetzte Titel. Die neu restaurierte Fassung folgt der Zensurkarte vom 15. Januar 1926 in den Titeltafeln und allen 124 Zwischentiteln. Die vom Trickstudio Wilk, Berlin, neu hergestellten Zwischentitel orientieren sich im Schriftbild und dem Ornament des Hintergrundes an der englischen Nitro-Kopie. Die Einfärbung der Titeltafeln wurde ebenfalls von diesem Material übernommen. Zwischentitel, die in der englischen Fassung nicht vorhanden waren, aber auf der Zensurkarte zu finden sind, wurden ergänzt, aber nicht gefärbt.
Ebenfalls an der Zensurkarte orientiert sich die Akteinteilung. Als Glücksfall erwies sich, dass die vollständige Partitur mit der Komposition von Wolfgang Zeller in der Library of Congress, Washington, erhalten ist und damit zu den wenigen überlieferten Originalkompositionen der Stummfilmzeit gehört. Die darin eingeklebten Szenenbilder bestätigten die Akt- und Szenenfolge.
Die Gesamtlänge der Restaurierung beträgt 1.770 m. Die Kopierarbeiten führte das Kopierwerk L’Immagine Ritrovata in Bologna aus. Nach dem Desmet-Verfahren wurde über ein s/w Dup-Negativ, in das die neuen Zwischentitel eingeschnitten wurden, die viragierten 35mm-Vorführkopien gezogen.
Restaurierung: Deutsches Filmmuseum Frankfurt am Main, 1998/99
mit Unterstützung von: BFI/National Film and Television Archive, Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Primrose Film Productions, ZDF/Arte
35mm-Kopie (stumm): DIF-Filmarchiv, E-mail:
Michael Schurig / Thomas Worschech, DIF - Deutsches Filmmuseum