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Der fliegende Koffer

(1921)

Regie und Animation: Lotte Reiniger - Kamera: Carl Koch - Produktion: Institut für Kulturforschung, Berlin - 8 Min., s/w

Lotte Reinigers frühester erhaltener Märchenfilm nach Motiven eines Märchens von Hans Christian Andersen wurde im September 1921 in Berlin uraufgeführt und fand in der Presse Beachtung: "Entzückend geschnittene Silhouetten mit feinen, grotesken Linien beleben die Leinwand auf ganz neue, aparte Weise. Sie sind von Lotte Reiniger geschnitten. Etwas zu viel Titel unterbrechen die Leichtigkeit dieses Märchens." (FilmKurier, 15.9.1921) - Im General-Anzeiger (Nachrichten für das Havelland) vom 24.9.1921 wird das Werk kri­tisch gewürdigt: "... gehört zu den graziösesten und reizendsten Sa­chen, die je über die Leinwand gegangen sind. Er eröffnet der Filmkunst wirklich neue Perspektiven. Das Experiment war künstlerisch so vorzüglich, dass man gerade deswegen einen Stilfehler rügen kann, den man an weniger guten Sachen unbeachtet ließe; zu chine­sischen Bildern sind nämlich Landschaftshintergründe ausgesprochen japanischer Herkunft und japanischen Stils verwendet worden." Und die Vossische Zeitung bescheinigt Reinigers Silhouettenfilm nicht nur "berückende Anmut", sondern beschreibt dessen Wirkung: "So fantasievoll die Gestalten und Vorgänge waren - man wurde in eine reinere Wirklichkeit erhoben: Man lachte und wurde gerührt."

Die 22-jährige Lotte Reiniger erklärte daraufhin in einem Leserbrief an die Vossische Zeitung, dass sie "auf Grund langer selbstloser Be­schäftigung mit der Materie wirklich zu Resultaten" gekommen sei und sich "der Film als spezifisches Kunstwerk anderer Art als Thea­ter und Graphik zeigen" könnte. In ihrem nächsten Film, einem expressionistischen Geniestreich, wandte sie sich erneut einem Mär­chen zu: Aschenputtel.